Judo
09.03.2013 - Die Lehren der Japan-Reise
Sächsische Judoka unternehmen zahlreiche Anstrengungen, in die Weltspitze vorzudringen
Der deutsche Judo-Meister Hannes Conrad vom JCL hat seine Ellbogenverletzung überwunden und fliegt heute ins Mutterland des Judo-Sports. In Japan waren zuvor auch die Nachwuchskämpfer David Häfner und Daniel Herbst mit Landestrainer Roman Schulze. Derartige Reisen sind ein wichtiger Mosaikstein auf dem Weg zurück in die Weltspitze. Denn während die Frauen mit Annett Böhm und Kerstin Thiele auftrumpften, fehlten seit Udo Quellmalz und Axel Lobenstein in den 90-er Jahren sächsische Judo-Männer auf der olympischen Bühne.
Männer-Trainer Haiko Seidlitz zeigte sich optimistisch, dass Hannes Conrad in den kommenden 14 Tagen voll belastbar ist und gestärkt zurückkommt. Da nur drei Athleten in seiner Gewichtsklasse nominiert wurden, scheinen auch die Aussichten auf eine EM-Teilnahme des 81-Kilo-Mannes Ende April intakt.
Eine Woche nach der U18 kämpft der U21-Nachwuchs ab heute in Frankfurt/Oder um nationales Edelmetall. Am Leipziger Stützpunkt sind die Aufgaben seit dieser Saison so verteilt, dass mit Martin Rumpf (weiblich) und Roman Schulze (männlich) jeweils ein Trainer für die U18 und U21 zuständig ist. "Ich bin mir dessen bewusst, dass dies eine sehr anspruchsvolle Aufgabe ist, die eigentlich kein freies Wochenende zulässt", sagte Roman Schulze, der sich mit großem Engagement in die Arbeit stürzt. Im Dezember hatte er die Möglichkeit, über ein Weiterbildungsprogramm des DOSB seine Schützlinge David Häfner und Daniel Herbst nach Japan zu begleiten. Die sechs Trainer und 21 Sportler besuchten an 15 Tagen fünf Leistungszentren, kamen mit den Leitern der größten Talentschmieden und Universitäten in Kontakt.
Zwei Dinge haben Roman Schulze besonders beeindruckt. "Zum einen die Einstellung zum Judo als Leistungssport. In Japan wird zu jeder Sekunde konzentriert trainiert, die Athleten verhalten sich nie respektlos gegenüber dem Trainer", so der 31-Jährige. Zudem fiel ihm die Kampfesführung auf: "Mit Millionen Wiederholungen arbeiten sie daran, einen Gleichgewichtsbruch beim Gegner zu erzeugen und dann erst die entscheidende Technik anzusetzen."
Das Gerücht, die Japaner hätten die aktuellen Regeländerungen vorangetrieben, habe sich auf der Fernost-Reise nicht bestätigt. "Die Japaner sind wie wir auch nicht gerade begeistert. Die aktuellen Verbote betreffen zum Teil auch deren klassische Techniken", erklärte Roman Schulze, der bei der U18-DM festgestellt hat, dass der Nachwuchs die Neuerungen in kurzer Zeit schon recht gut verinnerlicht hat. "Ich denke, man sollte mal eine Zeit abwarten und dann erst schauen, ob Judo wirklich an Attraktivität einbüßt", so der ehemalige Rodewischer Bundesliga-Kapitän.
Frank Schober
Leipziger Volkszeitung, 09.03.2013