Turnen
04.11.2013 - Tolle Show mit wenig Geld
Starterinnen aus fünf Ländern beim 14. TuG-Pokal
Eine zehnjährige Turnerin rettete am Sonnabend die Ehre des Klubs. Jolina Feige gab als Zweite in der Schülerklasse beim TuG-Pokal "einen sehr guten Einstand in den internationalen Turn-Zirkus", wie Moderatorin Katja Stielerin in der Halle Leplaystraße anmerkte. Die anderen hatten Pause - wegen anstehender Bundesliga-Pflichten. Voriges Jahr waren Nadja Schulze und Julia Sophie Wagner die Siegerinnen. "Diesmal wurden sie geschont, weil schon am 9. November der nächste Bundesligastart ansteht, wo es um den Klassenerhalt geht", begründet Coach Irina Lukyanova die Entscheidung. "Außerdem startet Nadja danach bei einem Turnier in Marseille."
Die Konkurrenz nahm die Steilvorlage dankbar an. Die Turnpokale gingen nach Charkow und auf die britische Insel. Mamie Taylor und Eve Hudson (Gravesland) feierten einen Doppelsieg. Die zwölfjährige Mamie glänzte mit sehenswerter Akrobatik am Boden. "Wir sind begeistert von diesem Wettkampf", lobt Trainer Yury Zhovtyuk den Mix der drei Sportarten. "So etwas spricht sich herum." Seine Mädchen waren erstmals dabei und versprachen: "Wir kommen gern wieder." Stammgäste kommen aus Charkow. Die zehnjährige Darya Rudakowa, dreifache ukrainische Meisterin, beherrscht schon den Doppelsalto am Boden. Trainerin Olga Svitlychna hat einen berühmten Papa. Alexander Svitlychni stand in den Olympiateams von 1996 und 2000, die Silber und Bronze gewannen. Auch er betreut heute die Talente in Charkow.
In der Sportgymnastik ragten Grazien aus Prag und Charkow heraus. Da war für die Leipzigerinnen Jenny Titow, Annika Meyert und Victoria Friedrich nichts zu holen. Nur in der Schülerklasse hielt die zwölfjährige Michelle Kolensky die Charkower knapp in Schach. Ersatzgeschwächt traten die TuG-Akrobaten an. Das Trio Katharina Wegner/Diana Bothe/Sarah Dassow konnte nicht starten, weil Unterfrau Katharina Rückenprobleme auskuriert. "Aber wir wollen demnächst in Prag einen Neubeginn wagen", so Trainer Matthias Müller. Das Charkower Duo Sotnyk/Kipen nutzte einen Fehler der Klubkameraden Piskunov/Malyshew zum Sieg. Beim Hochziehen des Partners in den Handstand passierte ein Wackler - und weg war der Punkt. Aber die jungen Männer boten Balance vom Feinsten, wie Ilias Aufstehen mit Bogdan im einarmigen Handstand auf seinem Kopf.
Knapp 200 Stühle reichten aus für die fast handverlesenen Fans. Der klamme Verein zauberte seinen originellen Wettkampf in die Halle - mit wenig Geld, aber viel Enthusiasmus. Am Ende ging der Klingelbeutel rum. Talente baten um eine milde Gabe. Der Klub ist arm, Sponsoren sind rar. Auch deshalb gilt es, jede Chance zur Präsentation zu nutzen. Ein Start der Großen - vielleicht mit etwas reduziertem Programm - hätte dem Image gutgetan - Bundesliga-Stress hin oder her. Man muss sich zeigen, erst recht vorm großen Jubiläum im nächsten Jahr.
Karlheinz Friedrich
Leipziger Volkszeitung, 04.11.2013