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Leichtathletik

25.02.2011 - Umsteigen, um zu gewinnen

Flugstunde in der Arena: Stabhochsprung-Hoffnung Cassandra Hennig vom LAZ.

Flugstunde in der Arena: Stabhochsprung-Hoffnung Cassandra Hennig vom LAZ.
(© Wolfgang Zeyen)

Der Weg ist bekanntlich das Ziel. Umwege wiederum können hilfreich sein, das gilt auch im Sport. Leipziger Athleten sind der beste Beweis dafür. Hier an die Grenze gestoßen, dort Olympiasieger geworden. Hauptsache: Sie bleiben der Körperertüchtigung auf hohem Niveau treu.

Die grüne Dose ist immer griffbereit. Stabhochsprung-Hoffnung Cassandra Hennig (17) präpariert mit Handballwachs ihre Hände. LAZ-Trainer Thomas Bellmann weiß um die Vorlieben der Athleten. "Die Russen nehmen so schwarzes Zeug, andere wiederum schwören auf Magnesia." Die Hilfsmittel leisten ihren (kleinen) Teil am Erfolg. Doch zum Überflieger gehört schon noch einiges mehr dazu. Ein Sieger-Salto möglicherweise. Diesen würde "Cassy", wie sie von allen genannt wird, mit links drehen. Schließlich hat sie diese Kunst von Kindesbeinen an gelernt. Bis die Zehnjährige die Lust verlor, weil Trainingsumfang und Strenge ihr gegen den Strich gingen. Da kam die Einladung zu einem Sprint-Tag der Leichtathleten gerade recht. Ausprobieren hieß die Devise. "Dort habe ich mich gleich wohlgefühlt und den Wechsel nicht bereut." Dass Papa Frank Hennig als Coach die DHfK-Spitzenläufer unter seinen Fittichen hat, "war zweitrangig". Aus dem Turn-Talent ist eine Sportgymnasiastin mit Stabhochsprung-Qualitäten geworden. Die LAZ-Athletin hält den Sachsenrekord der Jugend B (3,61 Meter), landete am vergangenen Wochenende bei den deutschen Jugendmeisterschaften mit 3,45 Meter auf dem 14. Rang.

Von Beginn an sieht Trainer Bellmann, zugleich Nachwuchskoordinator im Leichtathletik-Zentrum, die turnerische Ausbildung und die Unbekümmertheit seines Schützlings als dessen besondere Stärken an. "Kleinere Verletzungen, gesundheitliche Probleme und selbst ein Sturz aus 3,50 Meter in den Einstichkasten im Dezember 2009 haben sie nicht von ihrem Weg abgebracht."

Unzufriedenheit mit dem Umfeld, zwischenmenschliche Konflikte, oft das schon frühe ranklotzen müssen, weniger der Blick auf künftige Einnahmen, machen eine neue Spielwiese interessant. Ein großer Anreiz dürfte sein, dass es hier aufgrund weniger internationaler Konkurrenz schneller möglich ist, einen Titel zu holen.

"Die jungen Leute suchen sich Betätigungsfelder, die momentan angenehmer sind. Weiterarbeiten ist die Devise und sich nicht auf den Leistungen ausruhen, das ist wichtig. Selbstzufriedenheit sorgt dafür, dass junge Sportlerkarrieren schnell zu Ende gehen, wie die Vergangenheit bei einigen gezeigt hat", umreißt Bellmann die Problematik.

Dass speziell Turner oder Leichtathleten von anderen Sportarten mit Kusshand genommen werden, liegt auf der Hand. Sie bringen Körpergefühl und koordinative Fähigkeiten mit, sind beweglich und sehr schnell. Jüngste Bestätigung in Gold: Bob-Weltmeisterin Romy Logsch. Auch deren frühere Teamkollegen Kathleen Hering und "Frischling" Thomas Blaschek setzen auf den rasanten Schlitten. Vom LAZ weg zum Hockey bei ATV zog es die Zwillinge Dunja und Dina Ala Eddin. Mittlerweile gehören die beiden zum Bundesliga-Stamm von Rot-Weiß Köln. Handball und Volleyball profitieren ebenso vom Leichtathletik-Tschüss. Dass der Weggang manchmal mit Zähneknirschen des Trainerpersonals einhergeht, zeigt dieses Beispiel. Laura Winkler (15) brennt für Biathlon und hat sich für Oberwiesenthal entschieden.

Erklärtes Ziel der Sport-Verantwortlichen ist es, in Leipzig ausgebildete Sportler zu halten. Klappt bekanntlich nicht immer, aber normalerweise schon. Wie bei Akrobatin Antonia Meyert, die jetzt im LAZ zur Stab-Artistin ausgebildet wird. Oder Schwimmer Patrick Großmann, der sich wie einige Fußballer für die Leichtathletik entschieden hat.

Sand im Getriebe muss nicht zwangsläufig das Aus bedeuten. So lässt der Olympiastützpunkt von ihm betreute Bundeskader im Problemfall nicht einfach des Weges gehen. "Bei uns ist es Programm zu schauen, ob derjenige für eine andere Sportart taugt. Talente zu finden, ist schon schwierig, dazu stecken eine Menge Geld und Kraft in der Ausbildung. Deshalb unterstützen wir Athleten auf der Suche nach einer neuen Herausforderung", betont OSP-Chef Winfried Nowack. So geschehen bei Schwimmerin Suzanne Jentzsch, die bei den Fin-swimmern anheuerte und 2000 vier WM-Medaillen gewann.

Heiße Beats heizen den Speedskatern des SC DHfK ein. Bei klirrender Kälte vor der Tür erscheinen die null Grad in der fürs Training genutzten Fabrikhalle Markranstädter Straße fast angenehm. Schnelle Runden auf kleinen Rollen drehen auch Natalie Zieger (15) und Vivian Kohl (16). Ex-Leichtathletin und Ex-Skiläuferin haben eines gemeinsam: Spaß am Radsport mit der erklärten Ambition, es ganz nach oben zu schaffen. Dabei hilft ihnen Olympiasiegerin Petra Rossner (44) und deren Girls Team Sachsen. "Ich habe auch als Leichtathletin angefangen, mit elf Jahren bei der BSG Empor Lindenau", erinnert sie sich. Als 13-Jährige wird das talentierte Mädchen für die Sportschule gesichtet und auf der Mittelstrecke fit gemacht. Doch etwas anderes fasziniert. Im Fernsehen läuft olympisches Programm, 1984 ist erstmals Frauenradsport dabei. Petra Rossner sagt "Wow, das ist es" - allerdings in Leipzig den Jungs vorbehalten. Ein Jahr später die frohe Kunde, dass nunmehr auch junge Damen willkommen sind. Flugs umsatteln. "Was es da für ein Theater gab. Aber ich bin hin und habe mich gekümmert", umschreibt Petra Rossner salopp den Knatsch von damals. Ihr Durchsetzungsvermögen wird belohnt - mit Olympiagold 1992 in Barcelona.

Kerstin Förster

Quelle: LVZ, 25. Februar 2011

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