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Sport Allgemein

05.03.2021 - Wie fühlen sich Leipzigs Nachwuchssportler gerade?

Was macht der Lockdown mit Nachwuchssportlern. Wir haben nachgefragt. © Christian Modla / privat

Was macht der Lockdown mit Nachwuchssportlern. Wir haben nachgefragt. © Christian Modla / privat
(© C. Modla)

"Das ist doch meine zweite Familie"

Beitrag von Kerstin Förster und Frank Schober

Was macht der Lockdown mit Nachwuchssportlern. Wir haben nachgefragt.

Die Leidenszeit einiger junger Nachwuchssportler in der Messestadt ist vorüber. Zumindest für Landeskader gibt es seit Kurzem Licht am (Trainings-)Horizont – doch der Teufel steckt im Detail. Wer keinem Kader angehört, saß bislang weiter auf dem Trockenen. Leipziger Kids haben dem SPORTBUZZER verraten, dass sich der Alltag im Lockdown manchmal gar nicht so leicht gestalten lässt. Sie stehen stellvertretend für viele andere.

Leipzig. Spielverderber gibt es viele. Doch dieser eine hat dem Sport zugesetzt wie kein anderer. Corona manövrierte ein gesundes Vereinsleben ins Abseits, ideenreich hielten sich die meisten über Wasser. Aber die Hilferufe wurden immer lauter, besonders der Nachwuchs leidet unter dem Verbot des Lieblingshobbys. Der SPORTBUZZER hat sich in sechs Sportarten bei Kindern und Jugendlichen umgehört. Die Talente blicken zurück, geben Einblicke und schauen nach vorn mit der Hoffnung: Wir wollen endlich wieder loslegen.

Schwimmen

Eine schwierige Zeit erlebt Paula Geschke. Die Schwimmerin ist erst mal glücklich, dass sie am Landesstützpunkt im Sportbad an der Elster seit 1. März wieder ihre Bahnen ziehen kann. „Das Wasser habe ich zuletzt am meisten vermisst – wie auch meine Trainingsgruppe“, sagt die 14-Jährige von der SSG Leipzig, die sich über ein Weihnachtsgeschenk der Eltern besonders gefreut hat: Bettwäsche mit einem so sehr vermissten Pool als Motiv. Doch alles im Lot ist für den Schützling der früheren Weltrekordlerin Annekatrin Neumann-Schott seit Montag noch nicht. Denn die Sportgymnasiastin wohnt in Riesa. Und ihr Zimmer im Internat darf sie laut Verordnung des Freistaates (noch) nicht bewohnen. Denn die Internatsöffnung ist an den Präsenzunterricht gekoppelt, auf den die Achtklässlerin noch wartet. Also fährt Paula fast jeden Tag 50 Minuten mit dem Zug nach Leipzig. „Wenn ich zwei Trainingseinheiten habe, weiß ich über Mittag nicht, wo ich hingehen soll. Die Cafés sind geschlossen, in die Mensa darf ich nicht. Und draußen ist ja noch Winter“, sagt die vielfache Sachsenmeisterin, die schon drei Top-Ten-Platzierungen bei deutschen Meisterschaften errungen hat. Zum Glück kann Paula hin und wieder bei Bekannten übernachten, wenn das Training bis 19 Uhr und am nächsten Morgen schon weiter geht. Mama Simone, selbst Schwimm-Kampfrichterin, ergänzt: „Als es im Herbst ein paar Lockerungen gab, war es für Paula das Größte, als sie endlich mal wieder Wettkampf-Atmosphäre spürte.“ Wann ist es endlich wieder soweit?

Volleyball

War das nach dem ersten Lockdown cool für die Volleyballerinnen Paula Kipping (15) und Marie Weißenborn (14) von Lok Engelsdorf, als sie am Cospudener Strand beachen konnten. Monate später versuchen die besten Freundinnen, die nervige Zeit zu überstehen. Online-Training, joggen, Inliner fahren - das hilft. Aber von drei, vier Mal Hallentraining auf null runterzufahren, macht nicht wirklich Spaß. Unisono sagen sie: „Uns fehlen die Mannschaft, der Sport – einfach alles.“ Augenzwinkern beim Vermissen von „einem ordentlichen Anschiss von den Trainern“. Die jungen Damen aus der Landesauswahl wollen in die Halle zurück, wie es in Dresden möglich ist. „Warum dürfen wir das nicht in voller Besetzung? Dass es solche Unterschiede gibt, zieht uns extrem runter.“ Paula und Marie, die am Regenbogen-Gymnasium Zwenkau lernen, dürfen dank des Kaderstatus zurück ans Netz. Doch die Halle am Engelsdorfer Gymnasium bleibt vorerst zu. Stützpunktleiter und Nachwuchstrainer Norman Thomas (43) hat für beide eine Lösung in der geöffneten Leplayhalle gefunden. Ideal wäre, „es endlich wieder mit unseren Mädels krachen zu lassen“.

Hockey

In der Pistorisstraße hat der Leipziger SC sein Zuhause, dort gibt es Tennis-, Fußball- und Hockeyplätze. Zwei- bis dreimal pro Woche trainiert Friedrich Rudolph hier. Er spielt Hockey, seit er fünf Jahre alt ist. Inzwischen ist er 13, hütet das Tor der A-Knaben und leitet seine ersten Partien als Schiedsrichter. Eigentlich. Denn mit dem Ende der Herbstferien war natürlich auch beim LSC Schluss. „Meine Mannschaft, meine Freunde, das Training, die Spiele. Mir fehlt einfach alles“, sagt er. „Das Hockey ist doch meine zweite Familie.“ Normalerweise ziehen er und seine Teamkollegen in den Wintermonaten um. In diesem Jahr gab es gar keine Hallensaison. Die große Tasche mit den Schlägern, der Maske, den Beinschienen und Kickern steht in der Ecke seines Zimmers. Manchmal macht es sich Kater Peter darauf gemütlich. „Ich will endlich wieder auf den Hockeyplatz. Ich brauche die Bewegung, fühle mich ohne das Training nicht wohl“, erklärt Friedrich und räumt unumwunden ein: „Ich bin derzeit auch viel schneller wütend als früher.“

Rugby

Nur ein Rugby-Ei? Appetit auf mehr hat Helena Urbansky. Mehrere der Spielgeräte nennt die 14-Jährige ihr eigen und hat während der Zwangspause im Garten das eine oder andere Familiengefecht bestritten. Dagegen ruht seit Anfang November auf der Anlage des Rugby-Clubs Leipzig in Stahmeln der Trainingsbetrieb. „Wir hatten uns gerade auf die Qualifikation zur Deutschen Meisterschaft vorbereitet. Dann war Schluss. Aber unser Verein hat nach Lösungen gesucht und das gut hinbekommen. Zweimal pro Woche findet Online-Training statt, vor allem Kraftübungen gehören zum Programm. Aber jeder kann noch individuell was machen, um fit zu bleiben“, berichtet die Achtklässlerin des Werner-Heisenberg-Gymnasiums. Sehnlichster Wunsch: „Es wird Zeit, dass wir wieder gemeinsam draußen loslegen können.“ Zur für Mädchen eher ungewöhnlichen Kontaktsportart fand Helena in der Grundschul-AG. Die leitete der Bundesliga-Spieler und ihr heutiger Trainer Lars Wochatz. Er weckte beim eher zierlichen Mädchen, das vorher Ballett und Reiten ausprobiert hatte, die Neugier auf das varianten- und typenreiche Spiel. „Das Durchsetzen lernen war für mich besonders interessant und wichtig“, sagt die einzige Solistin im gemischten U14-Team – Helena ist die Kapitänin.

Fechten

Der Motivationsschub könnte größer nicht sein, meint Luise Ziegler. Auch Paul Spremberg hat endlich wieder ein Lächeln im Gesicht, wenn er von seinem Lieblingssport spricht: „Ich bin total erleichtert, dass das Training wieder anfängt.“ Luise und Paul sind Degenfechter mit Leib und Seele und gehören zum Landeskader. Monatelang mussten sie die Lektionen zu Hause allein üben, die Freunde und das Feedback der Trainer haben gefehlt. Über Video-Konferenzen und Social Media hat die Fecht-Familie dennoch Kontakt gehalten. Im Heimtraining haben beide versucht, Fleiß und Gewissenhaftigkeit nicht schleifen zu lassen. „Ich wollte ja nicht zu sehr abbauen, sondern in meiner Leistung konstant bleiben“, meint der 14-Jährige vom traditionsreichen TV Markkleeberg von 1871. Die zwei Jahre ältere FCL-Fechterin ergänzt: „Nach dem Sport, habe ich immer ein gutes Gefühl, etwas geschafft zu haben. Dieses wollte ich gern im Hometraining beibehalten. Und außerdem wollte ich einigermaßen fit ins Live-Training zurückkehren.“ Kaum ist dieses gestartet, äußern beide schon große Ziele für den Sommer. Luise: „Ich hoffe, die deutschen Meisterschaften finden statt – ich möchte unter die Top 16.“ Das sieht bei Paul nicht anders aus. Doch zunächst will er wieder in den kompletten Trainingsbetrieb zurück.

Turnen

Die Corona-Grätsche lassen die elfjährige Selina Bley und ihr neunjähriger Bruder Tobias links liegen. Das Turn-Duo vom TV zu Leipzig-Plagwitz ist eifrig beim Online-Training mit Fitnessübungen dabei, auch wenn das natürlich nicht die Zeit mit Freundinnen und Freunden in der Halle, Trainingslager, Wettkämpfe oder Vereinsfeste ersetzt. „Aber es ist besser als gar nichts“, findet Selina. Überall, wo es möglich ist – ob in Wohnung, Hof oder Garten – versuchen die Geschwister, aktiv zu sein und Ablenkung zu finden. Wird Hilfe beim Handstand oder anderen Elementen gebraucht, ist die Fachkraft nicht weit. Papa Peter ist Vereinsvorsitzender, Trainer und Pädagoge in Personalunion. Er betont: „Beide denken sich gern Sachen aus und spielen zusammen. Klar gibt’s mal kleine Reibereien, doch die sind schnell vergessen. Seit Herbst sind unsere Kinder zu richtigen Bücherwürmern geworden. Da muss man gar nicht viel vorgeben.“ Außerdem wird gern in die Verkleidungskiste gegriffen: Hut auf und mit den Steckenpferden (von Mama einst liebevoll gebastelt) wird’s zum tierischen Spaß. Sobald die Sonne herausschaut, geht’s mit dem Rad in den nahegelegenen Garten. „Der Kirschbaum ist unser Klettergerüst, und das Trampolinspringen macht auch viel Spaß“, sagt Selina, die mit ihrer Familie die knackige Winterzeit für Schneemann bauen, Schneeballschlacht und Schlittschuhlaufen ausnutzte. Doch mit dem Frühling soll nun endlich wieder das gewohnte Leben in die (Turn-)Bude einziehen.

Kerstin Förster / Frank Schober

 

K. Förster / Sportbuzzer Leipzig

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